Donnerstag, 2. Februar 2012

erase and rewind...

...sangen die Cardigans einst. Selbstverständlich möchte ich euch damit verwirren und da mein Gedächtnis elefantös ist, könnt ihr sicher sein, dass ich kaum eine Erfahrung hier vergessen werde, sie alle gemeinsam formen die Landkarte meines England-Aufenthaltes, auch wenn es eine Weile brauchen wird, sie alle zu verarbeiten und in meine Synapsen zu flechten. Ich mag nicht besonders viel herumgereist sein und es gibt so viele "Du MUSST nach Wales/Schottland/Irland...."-Impulse, aber mal ganz ehrlich: NEIN. Muss ich nicht. Meine Erfahrung hat mich eben sehr in dieser Stadt verortet mit all den widersprüchlichen und irritierenden Gefühlen und Erlebnissen, die Städte eben so auslösen. Es mag banal klingen und irgendwo vielleicht selbstverständlich aber ich freue mich auf die Stadt der Linden, auf das Rosental, den Auenwald, die Seen und vor allem SAUBERE STRASSEN. Ja, ich habe den Spießer in mir hier getroffen und beschlossen ihn zu mögen, weil er alles andere als langweilig ist, ne echte Kratzbürste sogar... und deswegen werde ich die Worte spießig und Spießer nicht mehr verwenden ab sofort, weder für mich noch für andere, was sich nämlich tatsächlich stark abzeichnet ist ein Anwachsen im Gerechtigkeitsempfinden, ich ertrage es schwerer und muss es dennoch oft dulden, dass hier etlichen, vor allem jungen Menschen das ökologische Bewusstsein fehlt.



Aber und auch das ist wieder hochgradig meiner Wahrnehmungswelt entsprechend: die haben hier echt andere Probleme offenbar. Ein Freund, der einen Monat bei uns wohnte, weil er kein Zimmer gefunden hatte, lehrte mich da einiges, was kollektive Paranoia bedeuten kann. Zur Bonfire Night werde überall eingebrochen, deswegen sind überall Alarmanlagen, die ständig Fehlfunktionen haben. Während ich da in mich hineinlächele und den mal wieder falsch ausgelösten Alarmen aus der Nachbarschaft lausche, muss ich an eine Freundin denken, deren Haus hier bereits dreimal ausgeraubt wurde, es wurden jeweils die Laptops entwendet und sie zieht jetzt auch endlich um, weil offensichtlich jemand das Haus beobachtet hatte (der letzte Einbruch war, kurz nachdem jemand neues eingezogen war - wohlgemerkt alles in einer sogenannten "guten Nachbarschaft") Ich umgebe mich mit gern mit schönen Dingen, aber ich versuche auch, soweit das geht, das von der materiellen Ebene abzulösen, technische Geräte haben bei mir naturgemäß kein leichtes Leben, ich behandele sie schlechter als Küchengeräte und mal ehrlich, so sollte es ja wohl auch sein. Sie bereichern zwar mein Leben und ich bin auch an einigen Stellen abhängig vom Internet und meinem Laptop und der Kamera, die wichtige Werkzeuge sind. Kaum ein Tag vergeht ohne dass ich zumindest die Facebookstatusmeldungen (long live the compound!) meiner Freunde durchblättere und mich gerne im Netz bewege und auch immer wieder an den Punkt komme, wo ich mich gern wieder ausklinke, weil das Rauschen tatsächlich oft überfordert. Ich brauche viel Input, aber ich bin auch schnell überwältigt, Stichwort Überstimulation. Also ist facebook gut, weil ich dann am Ende doch wieder bei mir lande und bei den Möwen, die mir dann entgegenblicken.




Es gibt wie in allen größeren Städten Menschen, die in ihrer Blase dahintreiben und kann ich es ihnen verübeln? Ich wünsche mir diese Blase und habe sie nicht und bin daher auf andere Methoden angewiesen, mich dem Großstadtleben zu stellen - auch wenn das manchmal bedeutet, dass ich hier im Studentendorf Fallofield bleibe und einfach mal nur in den Park gehe um Gänse zu gucken. Nächstes Wochenende fahre ich dann doch mal nach London, aber tatsächlich freue ich mich eher darauf eine Freundin dort zu besuchen, ein Wochenende ist eh zu kurz um die Stadt zu erkunden und da hab ich mich wohl auch wieder gut selber ausgetrickst - und werde mir überhaupt kein Programm auferlegen, sondern einfach gucken. Schauen, was vorbeizieht, schauen was vor mir liegt, gucken wo ich stehe, wo ich hinwill vielleicht auch. Was mich hier hält, was mich wegzieht, was ich brauche, was ich nicht mehr in meinem Leben möchte, was ich lerne, was ich davon weitergeben kann. Die Zeit ist reif, so langsam öffentlicher damit zu werden: Es ist hier ein spannendes Gedichtprojekt entstanden, meine Texte habe ich kombiniert mit Bildern, ich verflechte sie und versuche eine Wiederspiegelung dessen zu geben, wie ich die Welt wahrnehme, niemals als nur einen Ort, sondern als pulsierende, vielschichtige, rätselhafte, verwirrende, ekstatische aufregende Komposition von Realitäten, die sich foliengleich in meiner Erinnerung übereinander legen und mich zutiefst beglücken. Diese Form zu finden, das ist immer noch eine Reise und da ich den Anspruch habe, selber zu veröffentlichen, also ohne Verlag, bin ich nun dabei mir die andere Seite der Medaille anzuschauen: Erst Layout dann Satz, dann Vervielfältigung und schlußendlich Verteilung... im Grunde kann ich so den Arbeitsprozess komplett organisch und in meinem Tempo gestalten, was hervorragend ist. Ich habe großartige Freunde und Ratgeber, die ich immer wieder konsultieren werde und die mich unterstützen. Es erfüllt mich mit Freude, dass diesesr langgehegte Traum seinen Weg aus dem Garten meiner Fantasie in die materielle Welt findet und da ist es wieder, das Paradoxon  - Glück, Materie? Wie passt das zusammen?



Ganz einfach, es geht mir um Substanz, um die Beschaffenheit einer Gefühlsqualität, die ich mithilfe eines Mediums transportieren kann, und ich fühle mich gesegnet in den Momenten in denen ich dichten kann, in denen es nichts anderes gibt, in denen ich wie ein Kind in diesem Raum sitze, in dem alles zusammenläuft und ich bastele und hämmere und flechte und knote und wieder auflöse und dann dem Gedicht einen Klaps auf den poetischen Po oder einen Kuß mit auf den Weg gebe und es zum fliegen bringe. Denn das ist es, was mir gefehlt hat, diese energetischen Gebilde frei zu lassen.... sie auf den Weg zu schicken.. und das dauerte und dauert immer noch, aber dieses Jahr werden sie ihre Flügel ausbreiten und wenn ihr die Ohren schließt, könnt ihr schon hören, wie sie vielleicht auch hinter eurer Stirn auf einem Baum landen und euch anblicken, wenn ihr ihnen begegnen wollt. Complete and forward bleibt mir nur noch zu sagen, dies ist der Abschluß meines kleinen Manchesterjournals, es bleibt mir und vielleicht auch einigen von euch, ein Ort der Erinnerung. Ich kehre zurück und ich ziehe um,  ich sag dann Bescheid, wo mein neuer virtueller Spielgarten erblühen wird. Wir sehen uns.

 
...the Cardigans once sang. Of course I'm trying to confuse you and because my memory is elephantine you can be sure, that I won't miss a single experience. They'll all together draw the map of my stay in England, even if it'll take a while, to process then and braid them into my synapses. I might not have been traveling around a lot and there are so many MUST-SEES, but honestly: NO! I don't have to. My experience rooted me into this single city with all the contradicting and irritating emotions and moments, that cities seem to trigger. It might sound trivial and is somehow self-evident but I'm looking forward to the city of lime trees, to the Rosental [a park in Leipzig], the Auenwald [the forest in and surrounding Leipzig], the lakes and first of all: CLEAN STREETS! Yes, I found my inner burgeois and I like him. He's far from being boring, and really prickly. What seems to have evolved here is my sense for justice -  I can hardly stand it and nevertheless have to tolerate it, that so many mostly young people are lacking ecological consciousness.




But and this might be coinciding with my individual perception: they obviously have other problems. A friend, who lived at our place for about a month, because he couldn't find a room, taught me about collective paranoia. At Bonfire Night, they are burglaring all the houses so most houses have (often malfunctioning alarm systems) While I'm smiling to myself and listening to the false alarms in the neighbourhood I have to think about a friend, whose house has been robbed three times already, every time the burglars were solely interested in the laptops. Now she is eventually moving, the situatuin suggests that somebody was watching their house (the last burglary happened just after someone had new moved in - that happened in a "good neighbourhood") I like to surround myself with pretty things, but I try as much as this is possible to detach it from the material dimension, technical stuff e.g. doesn't have a good life in my presence, I treat them worse than kitchenware and to be honest: that's how it should be, my laptop doesn't feed me. It clearly diversifies my life, and I feel highly addicted from the internet sometimes. Nevertheless, laptop and camera are important tools. I rarely end a day without having at leas read the statuses of my facebook friends. I like to move inside the internet and to reach the point, where I log out, because then noise gets to demanding. I need a lot of input, but I also tend to get overwhelmed with sensations, overstimulation, to use the proper term. So facebook is nice, because in the end I always get back and see the seagulls, who look my way [8.2. by now it is monk's cress again]


Like in other bigger cities, there are people, who float in their bubbles and can I be angry at them? I wish I had this bubble and don't have it, so I need to take other measures to face living in Metropolis - even if it means, to stay in student village Fallowfield und just stroll to the park looking at the geese. Next Weekend I travel to London, but in fact I rather look forward to visit a friend there, a weekend is probably to short to explore the city and so I tricked myself - and won't make any plans, but just go with the flow. Will be looking at everything coming my way, at the things ahead, see where I stand now, where I wanna go maybe, too. What keeps me here, what do I need, what isn't necessary in my life anymore? What am I learning, what can I teach? Time is now, to open up: I've been creating a very exciting poetic project, my lyrics I combined with pictures I took, I braid them and try to give a reflection of how I perceive the world - it has never been just a place but  it is a multildimensional, puzzling, confusing, ecstatic and exciting composition of realities, that is building layers in my memory and is filling me with bliss. To find the form - that is still a path I have to go and because I want to go DIY, without a publisher, I'm now looking at the other side of the coin: first layout, then composition, reprodution and finally distribution... Basically I'm able to create the process of processing very organic and in my own pace, which is amazing. I feel blessed, to see this long-cherished dream is eventually finding its way out of the garden of my imagination into this material world and there we go again, the paradox - bliss, matter? How do they get together?



To put it in a nutshell: I'm interested in the substance, the texture of an emotional quality, that I can transfer using a medium. I feel blessed in those moments, when I create poetry, when there is nothing else and I'm sitting like a child in this space, where every thread is passing through and I tinker and belt out and braid and knot and dissolve before I eventually give the poem a pat on the poetic back or a kiss for the way and let it fly..... send it on its way... and it has been a while and it is still taking a while, but this year they will spread their wings and if you close your eyes, you can hear them approaching. Maybe they will land behind your forehead on a tree and look you into the eye if you want to meet them. Complete and forward... this is the last chapter of my little Manchester journal. It remains for me and maybe also for some of you, as a memory space. I go back and move, I'll give you a shout, where my next virtual playground is going to blossom. I see you.





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Montag, 9. Januar 2012

Revision/Politische Aktionstage

Dear readers,

I want to use this particular blog entry to point out a very serious development in the U.S.A. (mostly Texas, to be accurate). As many of you know I'm a very selective reader of media, but important things hopefully don't escape my attention. Of course you could argue, that something like an 'importan thing' is hard to objectify BUT this matter is a matter of the heart and it should touch anyone since it is about the future of children. This is a point, where I need to become political. I'd like you to share a bit of your time, I know we all have our own issues, but I feel the dimension of this might be bigger, than you might perceive at first sight.

Ending my introduction I wanna come straight to the point and  highly recommend reading this article, that covers a variety of issues related to public school and focuses on the current law enforcement in public schools (mostly) in Texas. Below you can find my own comment on it:

 Some of these stories seem hardly believable, but just considering all the sources, that were mentioned, are possibly very much true. I'd dare a police officer to come into my classroom or attack any of 'my' kids. Isn't it enough of a fight to go to puberty without being damaged - is it really necessary to start war in schools? 

After reading this I was glad, that I grew up in a liberal environment. We swore all we wanted, we were sometimes disrespectful to teachers (often with feeling a pang of conscience). I was in 10th grade, when Columbine happened, one year after I left school there was Erfurt, but those are single incidents (even if they are particularly gruesome and tragic) - you cannot punish a whole generation for them and it seems to me that this is happening right now in the U.S. Being the hopeless optimist I am, there can be sensed some light in this rather horrible debate, when you read the particular opinions you see that people are aware of the complexity of the situation. In my opinion the problem is, that there was a process set in motion some years ago, that gained momentum and is hard to stop, maybe to redirect. And there NEEDS to be redirection, otherwise the creative energy and lifeforce of thousands of children is going to be in grave danger.

What I can do from here is to try to reach out to you, my family and friends and other readers and try to raise some awareness, because even we might not have private police in public schools in Germany, we have similar problems to solve, as there is immigration and its consequences on the educational system, the general rougher climate that the children of today have to face etc. There are hard times, but I still believe that communication is a key to solving many issues and it often starts with simple gestures.

I sometimes had to remove a student from the group I was teaching for some time, not to punish him or her, but to help him work out the emotional turmoil (which was merely triggered during my lesson, but the causes were found within his legasthenia and the resulting problems in school. I had quite a few talks with him and we went from distance to a respectful working climate within a year. He realized, that I valued his feelings, but that I cannot let them disrupt the other students from learning. I set him up in another room, and gave him some individual work which he always solved. This doesn't necessarily mean I'm a fan of outcasting, quite the opposite, this strategy rather helped integrating him. I have to mention that quite a few of my students are facing ADD/ADHD and/or legasthenia. At some point in time he told me, that he liked my lesson, which basically meant that he was able to motivate himself to work in this particular environment and really made my day then. As a teacher I feel that is my responsibility to take certain measures to ensure the quality of my lessons for my students as well as to try my utmost to integrate each and everyone. I'm going to stop now, because I'm definitely going to research this area a lot more in my bachelor thesis. Thank you for your attention, if you want to comment, discuss or share the article or my comment on it, feel free! 


The next weeks will be mostly spent with revision, there are two final exams coming, one is on the 19th, the other one on the 24th. Good news, I received two very good markings (again) on two presentations, one on a group presentation about "Mujeres al borde de un ataque de nervios", the other on the pitch of a (fictional) product. I'm still working hard, but also taking my time chatting with some newly found friends and generally trying to enjoy my last weeks here.




GERMAN VERSION COMING UP SOON!